- Benn
- Bẹnn,Gottfried, Schriftsteller, * Mansfeld (Landkreis Prignitz) 2. 5. 1886, ✝ Berlin 7. 7. 1956; Sohn eines protestantischen Pfarrers; arbeitete nach dem Medizinstudium in Berliner Krankenhäusern, dann 1917-35 (und wieder nach dem Zweiten Weltkrieg) als Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Berlin. Er begann mit expressionistischen Dichtungen (Lyrik, Novellen), in denen er, oft in grellen Bildern, eine Welt von Krankheit und Verwesung zeichnet und der Rationalität das Streben nach dem Rauschhaft-Irrationalen, nach Auflösung der Individualität entgegensetzt; als Sprachelemente werden auch Alltagsjargon und medizinische Termini verwendet (besonders in »Morgue«, 1912). In den 30er-Jahren überwog zunächst die theoretische Reflexion (»Goethe und die Naturwissenschaften«, 1932; Auseinandersetzung mit dem Werk F. Nietzsches, dem Expressionismus). Vorübergehend sah er im Nationalsozialismus eine Wendung zum Mythisch-Irrationalen in seinem Sinn, wandte sich jedoch bald (endgültig nach dem Röhm-Putsch) wieder von ihm ab; 1935 ging er als Arzt in den Militärdienst, 1938 erhielt er Schreibverbot. Seine späteren Werke, besonders die sprachkünstlerisch bedeutenden Spätgedichte, sind Bekenntnis zu Form und Stil, in denen sich der Geist inmitten des Wertzerfalls behauptet; Sinngebung findet für Benn allein noch in der Kunst als letzter metaphysischer Tätigkeit statt.Weitere Werke: Lyrik: Fleisch (1917); Schutt (1924); Gesammelte Gedichte (1927); Trunkene Flut (Auswahl bis 1935, mit Epilog, 1949); Statische Gedichte (1948); Destillationen (1953); Aprèslude (1955).Erzählende Prosa, Szenen: Gehirne (1916); Der Ptolemäer (1949); Drei alte Männer. Gespräche (1949); Die Stimme hinter dem Vorhang (1952).Essays: Nach dem Nihilismus (1931); Der neue Staat und die Intellektuellen (1933); Kunst und Macht (1934); Ausdruckswelt (1949); Doppelleben. Zwei Selbstdarstellungen (1950); Probleme der Lyrik (1951); Altern als Problem für Künstler (1954).Ausgaben: Gesammelte Werke in der Fassung der Erstdrucke, herausgegeben von B. Hillebrand, 5 Bände (1982-85); Sämtliche Werke. Stuttgarter Ausgabe, herausgegeben von G. Schuster und I. Benn (1986 folgende); Gesammelte Werke, herausgegeben von D. Wellershoff, 4 Bände (6-81989-92).Briefe, herausgegeben von H. Steinhagen und J. Schröder, 5 Bände, 1 und 2 (in 3 Bänden): Briefe an F. W. Oelze (1-21977-80), Band 3: Briefwechsel mit P. Hindemith (1978), Band 4: Briefe an Tilly Wedekind, herausgegeben von M. Schlüter (1986); G. Benn/M. Rychner: Briefwechsel 1930—1956, herausgegeben von G. Schuster (1986).A. Christiansen: B. (1976);H. Brode: B.-Chronik (1978);J. Schröder: G. B. (1978);G. B., hg. v. B. Hillebrand (1979);D. Liewerscheidt: G. B.s Lyrik (1980);G. Willems: Großstadt- u. Bewußtseinspoesie (1981);H. E. Holthusen: G. B. Leben, Werk, Widerspruch. 1886-1922 (1986);W. Rübe: Provoziertes Leben. G. B. (1993);W. Lennig: G. B. (86.-88. Tsd. 1994);F. J. Raddatz: G. B. Leben - niederer Wahn. Eine Biographie (2001).
Universal-Lexikon. 2012.